Junge Liberale Hessen fordern Legalisierung von Kokain

Die Hessischen Jungliberalen fordern die Freigabe von Kokain.
Montage: Cannapoli
JuLis Hessen lösen mit dem Slogan „Koks sollte legal sein!“ eine Debatte über Entkriminalisierung harter Drogen aus. Sie fordern die Legalisierung von Kokain und verweisen auf Schweizer Modellprojekte.
Die Jungen Liberalen in Hessen starteten am 2. Mai 2025 auf Instagram ihre Forderung, privaten Kokainbesitz komplett zu entkriminalisieren und „zertifizierte Vertriebsstellen“ zu eröffnen.
Die JuLis nennen drei zentrale Forderungen zur Legalisierung von Kokain:
- Sie beenden die Strafverfolgung für den Besitz üblicher Konsummengen.
- Sie eröffnen staatlich kontrollierte Fachgeschäfte, in denen Mitarbeitende zu Dosierung und Gesundheitsrisiken aufklären.
- Sie bauen Präventions- und Beratungsangebote direkt in den Shops aus.
Zahlen & Fakten zu Kokainkonsum in Deutschland
- 3,6 % der Erwachsenen konsumierten 2023 illegale Drogen; inklusive Cannabis waren es 9,6 %
- Insgesamt 346.877 Drogendelikte (im Jahr 2023 +1,8 % im Vergleich zu 2022)
- Kokaindelikte stiegen um 27,4 %, Sicherstellungen von Kokain von 20 auf 43 Tonnen
- Todesfälle 2023: Insgesamt 2.227 Drogentote, davon 610 durch Kokain/Crack – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr (507)
Tim Hordorff, Landesvorsitzender der JuLis Hessen, erklärt im Interview mit der BILD: „Die Drogenpolitik kriminalisiert Konsumenten statt sie zu schützen“. Hordorff warnt vor unkontrollierten Schwarzmarktstrukturen und fehlender Qualitätskontrolle.
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Lisa Bergmann, Generalsekretärin der JuLis Hessen, verweist auf Schweizer Modellprojekte, in denen lizenzierte Fachgeschäfte Kokain in standardisierten Packungen ausgeben und über Wechselwirkungen aufklären: „Transparente Abläufe verhindern Verunreinigungen und Preistreiberei“.
Erfahrungen aus Portugal zur Legalisierung von Kokain
Ein häufig genanntes Vorbild für die Forderung nach einer Entkriminalisierung harter Drogen wie Kokain ist Portugal. Dort hat die Regierung bereits im Jahr 2001 einen radikalen Kurswechsel vollzogen: Der Besitz kleiner Mengen aller Drogen – also auch Heroin und Kokain – wurde nicht legalisiert, aber entkriminalisiert. Konkret bedeutet das: Wer mit einem Eigenbedarf von maximal zehn Tagesrationen erwischt wird, muss nicht mit einer Strafanzeige rechnen, sondern wird an eine Kommission aus Juristinnen, Medizinerinnen und Sozialarbeiter*innen verwiesen. Diese prüft dann, ob eine Aufklärung, eine Verwarnung oder gegebenenfalls ein Behandlungsangebot angezeigt ist.
Die Bilanz dieser Politik fällt weitgehend positiv aus. In den Jahren nach der Reform sank die Zahl der drogenbedingten Todesfälle drastisch – nach offiziellen Angaben um rund 80 Prozent. Auch die Zahl der HIV-Neuinfektionen unter intravenös konsumierenden Drogengebraucher*innen ging deutlich zurück, nämlich um mehr als 90 Prozent. Gleichzeitig blieb der Konsum unter Jugendlichen auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau oder sank sogar leicht, während sich bei Erwachsenen ein leichter Anstieg beobachten ließ.
Allerdings ist die Entwicklung nicht völlig frei von Herausforderungen. Kritikerinnen und Kritiker weisen etwa darauf hin, dass es in einigen Städten zu einem Anstieg des offenen Konsums kam. Auch der politische und gesellschaftliche Umgang mit Konsumierenden blieb teilweise ambivalent. Dennoch gilt das portugiesische Modell international als wegweisendes Beispiel dafür, wie sich die öffentliche Gesundheit durch einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Drogenkonsum verbessern lässt – und zwar ohne die Probleme nur zu verdrängen oder in die Illegalität zu verschieben.
CDU-Innenminister Roman Poseck warnt vor unüberschaubaren Folgen im Frankfurter Bahnhofsviertel und spricht von einem falschen Signal harter Drogen. Die Gewerkschaft der Polizei bezeichnet das Vorhaben als „gefährliches Experiment“, das internationalen Kartellen in die Hände spielt.
Fazit
Die JuLis Hessen sprengen die Debatte um Drogenpolitik weit über Cannabis hinaus. Ihr Vorstoß zur Legalisierung von Kokain stellt Verantwortung und Schutz in den Mittelpunkt und rückt die Frage in den Fokus, ob Regulierung härtester Substanzen wirksamer wirkt als Repression. Ob Hessen oder Bundespartei folgen, entscheidet sich in den kommenden Monaten.