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Wie Cannabinoide wirken – und warum nicht jeder gleich reagiert

Torsten
Torsten

19. Mai 2025

Chemische Formeln der Cannabinoide CBD, THC, CBN, CBG, THCv und CBC

Tabelle der Cannabinoide

Grafik: Artyom Kozhemyakin / istockphotos

Cannabinoid-System
Cannabinoide
Dronabinol
Endocannabinoid-System
Nebenwirkungen
Wirkung

Medizinisches Cannabis enthält mehr als 100 Cannabinoide. Doch ihre Wirkung entfaltet sich bei jedem Menschen anders – mit sehr unterschiedlichen Folgen.

Warum ist das so? Was sind überhaupt Cannabinoide und welche Rolle spielt dabei das körpereigene Cannabinoid-System?

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Inhaltsverzeichnis

  1. Cannabinoide und das menschliche Endocannabinoid-System?
  2. Welche Cannabinoide gibt es – und was bewirken sie im Körper und Gehirn?
  3. Natürliche vs. synthetische Cannabinoide: Wo liegen die Unterschiede?
  4. Warum wirkt Cannabis bei jedem Menschen anders?
  5. Psychische und körperliche Nebenwirkungen von Cannabinoiden
  6. Wie groß ist das Risiko für Sucht oder Entzugserscheinungen?
  7. Offene Fragen rund um Cannabinoide – was ist noch unklar?
  8. Fazit

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Cannabinoide wirken über Rezeptoren im Endocannabinoid-System.
  • Über 100 Cannabinoide stecken in der Hanfpflanze.
  • Die Wirkung hängt stark vom individuellen Körper ab.
  • Natürliche und synthetische Cannabinoide unterscheiden sich deutlich.
  • Nebenwirkungen sind möglich und teils dosisabhängig.
  • Cannabis als Medizin kann unterstützend wirken – aber nicht für jeden gleich.

1. Cannabinoide und das menschliche Endocannabinoid-System?

Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die mit dem Endocannabinoid-System (ECS) des Körpers interagieren.

Das Endocannabinoid-System (ECS) ist ein komplexes biologisches System im menschlichen Körper, das aus drei Hauptkomponenten besteht:

  • Endogene Cannabinoide (Endocannabinoide): Körpereigene Moleküle wie Anandamid und 2-Arachidonylglycerol, die als Botenstoffe fungieren.
  • Cannabinoid-Rezeptoren: Vor allem CB1- und CB2-Rezeptoren, die sich im gesamten Körper, insbesondere im Nervensystem und Immunsystem, befinden.
  • Enzyme: Enzyme wie FAAH und MAGL, die für den Abbau der Endocannabinoide nach deren Wirkung verantwortlich sind.

Das ECS reguliert zahlreiche physiologische Prozesse wie Schmerzempfinden, Stimmung, Appetit, Schlaf, Immunsystem und Homöostase (biochemisches Gleichgewicht).

CB1-Rezeptoren befinden sich vor allem im zentralen Nervensystem, insbesondere in:

CB2-Rezeptoren sind primär im Immunsystem und in peripheren Geweben aktiv. Ihre Aktivierung wirkt überwiegend entzündungshemmend – ein wichtiger Ansatz in der medizinischen Forschung.

Cannabinoide entfalten ihre Wirkung, indem sie an bestimmte Rezeptoren im Körper andocken – vergleichbar mit einem Schlüssel, der in ein Schloss passt. Manche Cannabinoide aktivieren diese Rezeptoren direkt. In diesem Fall spricht man von einem Agonisten. Andere blockieren oder hemmen die Aktivierung – diese nennt man Antagonisten.

BegriffBedeutungBeispiel
AgonistAktiviert einen Rezeptor und löst eine Wirkung ausTHC wirkt als Agonist am CB1-Rezeptor
AntagonistBlockiert einen Rezeptor und verhindert eine WirkungCBD hemmt indirekt CB1-Aktivität

Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) wirken direkt auf CB1-Rezeptoren. Das kann zu Euphorie, veränderter Wahrnehmung oder gesteigerter Kreativität führen – gleichzeitig aber auch Konzentration und Gedächtnisleistung beeinträchtigen. Cannabidiol (CBD) bindet weniger stark, moduliert aber die Aktivität der Rezeptoren und beeinflusst damit Prozesse wie Angstempfinden oder Schmerzwahrnehmung.

Info-Box: Wie hemmt CBD den CB1-Rezeptor?

CBD wirkt nicht berauschend, weil es den CB1-Rezeptor nicht direkt aktiviert – anders als THC. Stattdessen hemmt es dessen Wirkung indirekt durch drei Mechanismen:

  • Formveränderung des Rezeptors
    CBD wirkt als sogenannter negativer allosterischer Modulator. Es verändert die Form des CB1-Rezeptors leicht, sodass THC schlechter andocken kann.
  • Hemmung von Abbauenzymen
    CBD hemmt Enzyme wie FAAH, die körpereigenes Anandamid abbauen. Dadurch steigt der Anandamid-Spiegel – das natürliche Gleichgewicht wird gestärkt.
  • Verlängerung der Wirkung körpereigener Cannabinoide
    CBD verhindert, dass Anandamid zu schnell aus dem synaptischen Spalt entfernt wird. Das verlängert seine Wirkung im Nervensystem.

👉 Ergebnis: CBD bremst überaktive Reaktionen am CB1-Rezeptor – ohne selbst psychoaktiv zu sein. Das macht es zu einem spannenden Ausgleichspartner in Kombination mit THC.

Wirkstoffe wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Cannabidiol (CBD) zählen zu den sogenannten Phytocannabinoiden – also Cannabinoiden, die aus der Hanfpflanze stammen. Sie ähneln in ihrer chemischen Struktur den körpereigenen Cannabinoiden und können deshalb gezielt in das Endocannabinoid-System eingreifen.

Endocannabinoid-System

Insgesamt zeigt sich: Das Endocannabinoid-System wirkt wie ein inneres Regulationsnetzwerk, das durch Cannabinoide gezielt beeinflusst werden kann – mit sehr individuellen Reaktionen.

2. Welche Cannabinoide gibt es und wie unterscheiden sie sich in ihrer Wirkung auf den Körper und das Gehirn?

Der menschliche Körper produziert eigene Cannabinoide – sogenannte Endocannabinoide. Diese regulieren wichtige Funktionen wie Schlaf, Schmerz, Stimmung und Appetit. Doch auch von außen lassen sich Cannabinoide zuführen: Man spricht hier von exogenen Cannabinoiden. Sie unterteilen sich in zwei Gruppen – die natürlichen Cannabinoide aus der Hanfpflanze (Phytocannabinoiden) und die synthetischen, im Labor hergestellten Varianten.

Beide Gruppen beeinflussen das Endocannabinoid-System auf unterschiedliche Weise. Manche binden direkt an Cannabinoidrezeptoren, andere modulieren deren Aktivität indirekt. Ihre Wirkung kann euphorisierend, schmerzlindernd, entspannend oder entzündungshemmend sein – je nach Substanz, Dosierung und individueller Empfindlichkeit.

Natürliche Cannabinoide (Phytocannabinoide)

CannabinoidWirkungsschwerpunktPsychoaktivMedizinische Anwendung
THC (Tetrahydrocannabinol)Appetitanregung, SchmerzreduktionJaChronische Schmerzen, Appetitlosigkeit
CBD (Cannabidiol)Entzündungshemmend, angstlösendNeinEpilepsie, Entzündungen, Angststörungen
CBN (Cannabinol)Sedierend, antibakteriellLeichtSchlafstörungen, Infektionen
THCV (Tetrahydrocannabivarin)Appetithemmend, stoffwechselaktivierendJaÜbergewicht, Typ-2-Diabetes (in Studie)
CBDVKrampflösend, entzündungshemmendNeinEpilepsieformen (in Forschung)
CBG (Cannabigerol)Entzündungshemmend, neuroprotektivNeinGlaukom, Reizdarm, Entzündung

Synthetische Cannabinoide

CannabinoidUrsprungPsychoaktivMedizinische Anwendung
Dronabinol (THC)SynthetischJaAppetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen
NabilonSynthetischJaChemotherapie-bedingte Übelkeit
JWH-018 u. a.VollsynthetischSehr starkKeine zugelassene medizinische Nutzung

Terpene und Flavonoide in der Hanfpflanze modulieren die Wirkung vieler Cannabinoide. Sie beeinflussen nicht nur den Geschmack und Geruch, sondern auch die pharmakologische Wirkung durch den sogenannten Entourage-Effekt.

3. Natürliche vs. synthetische Cannabinoide: Wo liegen die Unterschiede?

Natürliche Cannabinoide

Sie stammen aus der Hanfpflanze. Sie entfalten ihre Wirkung oft gemeinsam mit Terpenen und Flavonoiden, die den sogenannten Entourage-Effekt unterstützen – eine Wechselwirkung, bei der sich verschiedene Pflanzenstoffe gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken oder abschwächen.

Synthetische Cannabinoide dagegen:

  • Entstehen vollständig im Labor
  • Binden häufig stärker und unselektiv an CB1-Rezeptoren
  • Rufen oft intensivere psychoaktive Effekte hervor
  • Können unerwartete Nebenwirkungen auslösen

Die natürlichen Wirkstoffe wie THC, CBD, CBG oder CBDV liegen in der Cannabispflanze meist als saure Vorstufen vor (etwa THCA oder CBDA). Erst durch Erhitzung werden sie in ihre pharmakologisch aktiven Formen überführt. Ihre Wirkung ist in der Regel milder, aber breiter gefächert – vor allem durch das Zusammenspiel mit weiteren Pflanzeninhaltsstoffen (Entourage-Effekt).

Was genau ist eigentlich der Entourage-Effekt? Erfahre es in unserem Ratgeber!

Synthetische Cannabinoide wie Dronabinol oder Nabilon dienen dagegen oft einem klar abgegrenzten medizinischen Zweck. Sie sind standardisiert, in ihrer Dosierung gut steuerbar und kommen zum Beispiel bei starker Übelkeit infolge einer Chemotherapie zum Einsatz. Andere Substanzen wie JWH-018, die vor allem auf dem Schwarzmarkt kursieren, bergen hohe gesundheitliche Risiken.

Spannend: Auch andere Pflanzenarten als die Hanfpflanze enthalten cannabimimetische Substanzen – also Stoffe, die ähnlich wie Cannabinoide auf das ECS wirken können. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Echinacea (Sonnenhut): enthält Alkamide, die auf CB2-Rezeptoren wirken
  • Schwarzer Trüffel: produziert Anandamid, ein körpereigenes Endocannabinoid
  • Kakaobohnen: enthalten Substanzen, die den Abbau von Anandamid hemmen
  • Lebermoose (z. B. Radula marginata): bilden Perrottetinen, eine THC-ähnliche Verbindung

Diese Stoffe wirken zwar deutlich schwächer als THC oder CBD – zeigen aber, dass Cannabinoid-ähnliche Effekte kein Alleinstellungsmerkmal der Cannabispflanze sind. Das öffnet spannende Perspektiven für zukünftige Forschung und Therapieansätze.

4. Warum wirkt Cannabis bei jedem Menschen anders?

Cannabis kann bei einer Person entspannend wirken – und bei einer anderen innere Unruhe auslösen. Dieser Unterschied liegt unter anderem im Aufbau und in der Aktivität des Endocannabinoid-Systems (ECS). Denn: Wie stark und auf welche Weise Cannabinoide wirken, hängt davon ab, wie das ECS individuell ausgebildet ist.

Einfluss auf die Wirkung haben:

  • Genetische Faktoren: Etwa die Aktivität bestimmter Enzyme wie CYP2C9, die den Abbau von THC regulieren
  • Rezeptordichte: Die Anzahl und Verteilung der CB1- und CB2-Rezeptoren variiert von Mensch zu Mensch
  • Hormonelle Einflüsse: Zyklus, Geschlecht und Alter spielen eine Rolle
  • Vorerfahrungen und Gewöhnung: Regelmäßiger Konsum verändert die Empfindlichkeit der Cannabinoidrezeptoren
  • Mentale Verfassung: Stress, Stimmung und Erwartung beeinflussen die Wirkung
  • Konsumform und Dosierung: Inhalation, orale Einnahme oder sublinguale Tropfen wirken unterschiedlich schnell und intensiv

Besonders sensibel reagieren Menschen mit einem bereits aktiven oder überaktiven ECS. Bei ihnen kommt es beim Cannabiskonsum schneller zu spürbaren Effekten. Auch eine Hemmung bestimmter Cannabinoidrezeptoren – z. B. durch Medikamente – kann die Wirkung verändern oder abschwächen.

Hinzu kommt: Die genetische Ausstattung bestimmt, wie effektiv der Körper auf externe Cannabinoide reagiert. Unterschiede in Enzymaktivität oder Rezeptorempfindlichkeit führen dazu, dass ein und dieselbe Menge THC oder CBD völlig unterschiedlich wahrgenommen wird. Deshalb verläuft der Konsum von Cannabis oder die Einnahme von Cannabisarzneimitteln so individuell – und sollte entsprechend achtsam begleitet werden.

5. Psychische und körperliche Nebenwirkungen von Cannabinoiden

Cannabinoide wie THC, CBD oder synthetische Varianten wirken auf das zentrale Nervensystem und andere Körpersysteme – teils gewünscht, teils unerwünscht. Dabei lassen sich kurzfristige (akute) von langfristigen (chronischen) Nebenwirkungen unterscheiden. Entscheidend sind dabei die Substanz selbst, die Dosis, die Häufigkeit des Konsums und die individuelle Empfänglichkeit.

Kurzfristige Nebenwirkungen (akut)

Typische kurzfristige Reaktionen, besonders nach der Einnahme von THC oder synthetischen Cannabinoiden:

  • Erhöhte Herzfrequenz und Blutdruckschwankungen
  • Wahrnehmungsveränderungen, gelegentlich Angst oder Panik
  • Müdigkeit oder umgekehrt Unruhe und Reizbarkeit
  • Konzentrationsstörungen und Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses
  • Appetitsteigerung (v. a. bei THC) oder -hemmung (z. B. durch THCV)

Besondere Vorsicht ist beim Mischkonsum geboten, etwa mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln. Hier kann es zu unvorhersehbaren Wechselwirkungen kommen, die sowohl die Nebenwirkungen verstärken als auch das Risiko für Kontrollverlust erhöhen.

Auch Begleitstoffe wie Terpene und Flavonoide sowie Cannabinoide wie CBDV oder CBG beeinflussen die Verträglichkeit. In Kombination mit THC können sie Wirkungen abmildern oder verstärken. Besonders in medizinischen Präparaten spielt die genaue Zusammensetzung daher eine entscheidende Rolle.

Alles zu Nebenwirkungen von Cannabiskonsum findest Du in unserem Ratgeber!

Bei CBD treten akute Nebenwirkungen selten auf. In hohen Dosen können jedoch auftreten:

  • Durchfall
  • Müdigkeit
  • Leichte Beeinflussung von Leberwerten

Langfristige Nebenwirkungen (chronisch)

Bei regelmäßigem oder hochdosiertem Cannabiskonsum – vor allem von THC – können sich langfristig folgende Effekte zeigen:

  • Eingeschränkte Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit
  • Konzentrations- und Motivationsprobleme („Amotivationales Syndrom“)
  • Beeinträchtigung der psychischen Stabilität (z. B. Angst, depressive Verstimmungen)
  • Abhängigkeitspotenzial mit Toleranzentwicklung

Grundsätzlich gilt: Nebenwirkungen hängen nicht nur vom Wirkstoff selbst ab, sondern auch davon, wie empfindlich Dein Körper darauf reagiert – und in welchem Kontext der Konsum erfolgt.

6. Wie groß ist das Sucht-Risiko oder Entzugserscheinungen?

Cannabis gilt gemeinhin nicht als stark suchterzeugende Substanz – und doch kann der Konsum unter bestimmten Bedingungen zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Entscheidend ist dabei, wie häufig, in welcher Dosis und aus welchem Grund konsumiert wird. Laut Studien entwickelt etwa jede zehnte konsumierende Person im Laufe ihres Lebens eine Cannabisabhängigkeit. Bei jugendlichem Einstieg oder täglichem Konsum steigt dieses Risiko deutlich an.

Warum kann Cannabis süchtig machen?

Sucht entsteht, wenn sich das Belohnungssystem im Gehirn an regelmäßige Reize gewöhnt und diese zunehmend einfordert. THC aktiviert dieses System, indem es Dopamin freisetzt – ein Neurotransmitter, der für Lust- und Belohnungsgefühle sorgt. Wird dieser Reiz dauerhaft künstlich erzeugt, kann die natürliche Regulation entgleisen. Die Folge: psychisches Verlangen nach der Substanz und Schwierigkeiten beim Verzicht.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:

  • Konsumbeginn im Jugendalter, wenn das Gehirn sich noch entwickelt
  • Produkte mit sehr hohem THC-Gehalt
  • häufiger oder unkontrollierter Konsum synthetischer Cannabinoide
  • belastende Lebensumstände, familiäre Konflikte oder emotionale Instabilität

Typische Entzugserscheinungen bei THC:

  • Reizbarkeit und innere Unruhe
  • Schlafstörungen mit lebhaften Träumen
  • Appetitverlust
  • Stimmungsschwankungen

Diese Symptome treten meist innerhalb der ersten zwei Tage nach Absetzen auf und halten etwa eine Woche bis zehn Tage an. Sie gelten als psychisch belastend, sind aber in der Regel nicht körperlich gefährlich – anders als bei Substanzen wie Alkohol oder Opiaten.

Cannabinoide wie Cannabidiol (CBD), Cannabidivarin (CBDV) oder Cannabigerol (CBG) zeigen in Studien kein Abhängigkeitspotenzial. Auch Flavonoide und Terpene aus der Hanfpflanze weisen keine suchterzeugenden Eigenschaften auf. Im Gegenteil: In Kombination mit THC können sie die Wirkung sogar modulieren und abmildern.

Im familiären Umfeld – Stichwort „Sucht und Familie“ – spielt Aufklärung eine zentrale Rolle. Eltern, Angehörige und pädagogische Fachkräfte sind oft erste Beobachtende. Prävention beginnt deshalb dort, wo Wissen, Gespräche und Sensibilität für frühe Warnzeichen gefördert werden.

7. Offene Fragen rund um Cannabinoide – was ist noch unklar?

Wie viele Cannabinoide enthält eine Hanfpflanze?

In der Hanfpflanze haben Forschende mittlerweile über 120 verschiedene Phytocannabinoide identifiziert. Neben den bekannten Wirkstoffen wie THC, CBD, CBG oder CBN gehören dazu auch weniger erforschte Moleküle wie THCP oder CBDP. Diese neuen Substanzen treten nur in Spuren auf, könnten aber ein großes Potenzial für die medizinische Forschung bieten. Die tatsächliche Zahl der Cannabinoide dürfte weiter steigen – denn moderne Analysemethoden entdecken immer neue Varianten.

Was ist Dronabinol?

Dronabinol ist eine pharmazeutisch hergestellte Form von Tetrahydrocannabinol (THC) – also ein synthetisches Cannabinoid, das dem natürlichen THC der Hanfpflanze chemisch entspricht. Es wird unter kontrollierten Bedingungen eingesetzt, etwa zur Behandlung von Appetitlosigkeit bei Krebspatienten, chronischen Schmerzen oder starker Übelkeit infolge einer Chemotherapie. Der Vorteil: genaue Dosierbarkeit und gleichbleibende Wirkstoffqualität.

Cannabinoide und Endocannabinoide – was ist der Unterschied?

Während Cannabinoide von außen zugeführt werden, produziert der Körper Endocannabinoide selbst – etwa als Reaktion auf Stress, Schmerz oder körperliche Aktivität. Beide Gruppen docken an dieselben Rezeptoren im Endocannabinoid-System an.

Welche Cannabinoide sind in der Regel in CBD-Öl enthalten?

In hochwertigen Vollspektrum-CBD-Ölen finden sich neben Cannabidiol (CBD) häufig noch weitere Cannabinoide und Pflanzenstoffe. Diese können die Wirkung über den Entourage-Effekt ergänzen oder verstärken:

  • CBDV: potenziell entzündungshemmend, antikonvulsiv
  • CBG: wirkt antibakteriell und neuroprotektiv
  • CBN: leicht sedierend
  • Terpene: beeinflussen Duft, Geschmack und Wirkung
  • Flavonoide: antioxidativ, teilweise entzündungshemmend

Die exakte Zusammensetzung hängt von der Hanfsorte und der Extraktionsmethode ab.

Beeinträchtigen Cannabinoide die Gedächtnisleistung?

THC kann – vor allem bei jungen Menschen und häufigem Cannabiskonsum – die Gedächtnisleistung und die Konzentrationsfähigkeit kurzfristig beeinträchtigen. Der Effekt ist dosisabhängig und stärker bei regelmäßigem oder hochdosiertem Konsum. Verantwortlich ist die Wirkung auf CB1-Rezeptoren in Hirnregionen wie dem Hippocampus. CBD hingegen scheint keine negativen Effekte auf kognitive Funktionen zu haben – im Gegenteil: Es wird sogar erforscht, ob es schützende Eigenschaften auf das Nervensystem hat.

Machen Cannabinoide müde und antriebslos?

Manche Cannabinoide wirken beruhigend, andere eher aktivierend – das hängt stark von der Substanz und der Kombination ab:

  • THC und CBN: wirken meist sedierend, besonders in höheren Dosen
  • CBD: wirkt ausgleichend, ohne zu ermüden
  • CBDV und THCV: zeigen in Studien eher aktivierende Effekte – sie könnten das Energielevel stabilisieren oder sogar erhöhen

In der Praxis kommt es zudem auf die Einnahmezeit und den Gesamtgehalt der Inhaltsstoffe an.

Führen Cannabinoide zu Herz-Kreislauf-Problemen?

Tetrahydrocannabinol (THC) kann den Herzschlag beschleunigen und kurzfristig den Blutdruck senken. Das führt bei empfindlichen Personen mitunter zu Schwindel oder Kreislaufproblemen. Bei vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Vorsicht geboten – hier sollte die Anwendung grundsätzlich ärztlich begleitet werden. CBD wirkt dagegen eher stabilisierend auf das vegetative Nervensystem und zeigt in Studien ein geringeres Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen.

Wie wirken Cannabinoide auf den Appetit?

Cannabinoide beeinflussen den Appetit über das Endocannabinoid-System, insbesondere über die CB1-Rezeptoren im Gehirn – vor allem im Hypothalamus, der das Hunger- und Sättigungsgefühl steuert.

  • THC aktiviert CB1-Rezeptoren und steigert den Appetit („Munchies“). Es verstärkt außerdem Geruchs- und Geschmackssinn, was Essen besonders reizvoll macht. Deshalb wird THC medizinisch bei Appetitlosigkeit eingesetzt – etwa bei Krebs oder HIV.
  • CBD wirkt anders: Es beeinflusst den Appetit nicht direkt, kann aber bei Stress, Übelkeit oder Entzündungen, die den Appetit hemmen, indirekt stabilisierend wirken.

Andere Cannabinoide wie THCV oder CBG zeigen je nach Dosis eher appetitzügelnde Effekte und werden in der Forschung zu Übergewicht und Stoffwechselstörungen untersucht.

8. Fazit

Cannabinoide beeinflussen zentrale Prozesse im Körper – etwa Stimmung, Appetit, Schmerz und Schlaf. Ihre Wirkung hängt von vielen Faktoren ab: der Art des Cannabinoids, der Dosierung, der individuellen Biochemie und der Kombination mit anderen Pflanzenstoffen. Auch Unterschiede zwischen natürlichen und synthetischen Varianten sind entscheidend.

Deshalb wirken sie nicht bei allen gleich. Medizinisch bieten Cannabinoide Potenzial – doch auch Risiken wie Abhängigkeit oder kognitive Beeinträchtigungen sind möglich. Wer informiert handelt, kann bewusster entscheiden.

Quellen

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